Diese Tage scheinen voll von schlechten Nachrichten. Der Krieg von Putin gegen die Ukraine, Corona ist immer noch nicht vorbei und allerorten steigen die Preise. Aber anstatt uns auch die schönen Seiten des Lebens vor Augen zu führen, legen wir unser Handy kaum noch aus der Hand, zappen zwischen den Nachrichtensendungen hin und her, sind immer auf der Suche nach den neuesten Nachrichten.
Doomscrolling wird dieses Verhalten genannt. Doom = Untergang, Scrolling ist das Verschieben des Bildschirms. Es hat zweierlei Hintergründe. Einerseits hoffen wir bei jedem Aufruf der Nachrichtenseite auf die erlösende Meldung, dass dieser Krieg endlich beendet wird oder dass die ukrainische Seite die Oberhand gewinnt und andererseits üben negative Nachrichten eine Faszination auf uns aus. Unser Gehirn verarbeitet schlechte Nachrichten auch schneller als gute.
Im Endeffekt nehmen wir dadurch negative Nachrichten häufiger, stärker, intensiver wahr. Und damit kann unser Stresslevel steigen. Durch das permanente Lesen von schlechten Nachrichten kommen wir nicht mehr in einen Entspannungszustand und können so schneller in eine Überforderung geraten. Darüber hinaus hat Doomscrolling auch noch einen anderen Effekt. Wir werden zunehmend passiver. Wir sind zwar permanent mit dem Suchen nach neuesten Informationen beschäftigt, diese lassen uns aber hilflos zurück. Wir fühlen uns ausgeliefert.
Daher sollten wir Informationen, Nachrichten dosiert aufnehmen. Es geht nicht um das komplette Abschalten, sondern um ein Portionieren, um ein Umschalten. Wir brauchen die Pausen um nicht in eine Spirale der Überforderung zu geraten. Wir brauchen das „normale Leben“. Wir sollten die Momente mit Freunden, in der Sonne zu sitzen, einen Spaziergang, und, und, und ruhig genießen. Es ist gut für unsere psychische Gesundheit. Und damit geben wir uns auch die Möglichkeit die Informationen besser zu verarbeiten.
Falls Sie bemerken, dass Sie für Doomscrolling anfällig sind, könnte Ihnen helfen einen Plan aufzustellen, der den Nachrichtenkonsum einschränkt. Vielleicht sollten Sie erst einmal in den Tag starten, ohne auf Ihr Handy zu schauen. Genauso sollte der Tag enden. Vielleicht hilft es Ihnen ja nur zweimal am Tag Nachrichten zu konsumieren. Mittags auf dem Handy, abends (nicht direkt vor dem Zubettgehen) im Fernsehen. Und achten Sie auch auf die positiven News.
Hier in Berlin scheint heute die Sonne. Ich werde gleich raus gehen, mich in die Sonne setzen, einen Kaffee mit Freunden trinken, mir überlegen, was es leckeres zu Essen gibt an diesem Wochenende und der Gattin einen Blumenstrauß kaufen.