Was hat Stress mit der Merkfähigkeit zu tun?

Health & Coaching / Merkfähigkeit

Kommt Ihnen eine der folgenden Situationen bekannt vor? Sie hatten vor einer Stunde eine Besprechung und können Sich nicht mehr daran erinnern, was die einzelnen Positionen in dem Meeting waren? Sie finden den Schlüssel, den Sie vor einer Stunde abgelegt haben, nicht mehr? Wann wollte der Ableser für die Wasseruhr noch einmal kommen? Woran sollten Sie auf jeden Fall heute noch denken? Es kann viele Momente geben, in denen Sie meinen, sich nichts mehr merken zu können?
Die Antwort auf diese Frage kann nicht eindeutig beantwortet werden. Vielleicht liegt der Grund in der zunehmenden Informationsfülle, die auf Sie einwirkt. (Dies beleuchte ich in einem späteren Beitrag.) In seltenen Fällen könnte es eine Krankheit sein. Ein zu viel an Stress kann ebenso der Grund dafür sein. Damit wäre ich bei diesem Beitrag.

Stress kann förderlich sein und unsere Hirnleistung erhöhen, kann sich aber auch so auswirken, dass wir meinen ein Sieb im Hirn zu haben, durch welches sämtliche Informationen ins Nirwana verschwinden. Woran liegt das?

Bei Stress werden verschiedene Stoffe vom Körper freigesetzt: Noradrenalin, Adrenalin bei einer kurzen Stressreaktion, Kortisol, ACTH und CRH bei einer langfristigen Stresssituation.

Für unser Hirn sind Noradrenalin und Kortisol von Bedeutung. Noradrenalin bewirkt, dass die „Verschaltungen“ in unserem Hirn besser ausgebaut und effektiver gemacht werden. Man könnte es mit einem Booster vergleichen, der das ganze System schneller und effektiver macht. Hält die Stresssituation an kommt das Kortisol ins Spiel. Es bewirkt, dass die Netzwerke gehemmt und abgebaut werden, die nicht zur Lösung der Gefahr beitragen. Das ist für uns auch die Möglichkeit neue Wege zu finden und diese abzuspeichern. Soweit die Normalsituation.

Befindet sich ein Mensch allerdings in einem Dauerstress, in einer chronifizierten Stresssituation, wirkt nach neuesten Erkenntnissen der oben beschriebene Kortisol-Eingriff schädlich. Man geht heute davon aus, dass dann die Nervenzellen ihre Verbindungen abbauen, über die sie sonst miteinander kommunizieren. Dadurch verschlechtern sich die Gedächtnisleistungen. Allerdings ist dieser Prozess auch wieder umkehrbar. Nach einer mehrwöchigen Erholungsphase werden die Verbindungen wieder neu gebildet und wir können uns wieder Dinge merken und uns an sie erinnern.

Die Stressreaktion ist uralt. Uralt bedeutet, unsere Vorfahren, die den Säbelzahntiger noch persönlich kennenlernen konnten, hatten diese Reaktion schon. Und generell ist die Stressreaktion auch heute gut für uns. Damit kann sich unser Körper auf die Bewältigung einer bedrohlichen Situation einzustellen. Aber es ist wie bei vielen Dingen. Die Dosis macht das Gift. Und nach einer Anspannung sollte immer auch eine Entspannung kommen.